Zu Nandurions viertem Tsa-Tag haben sich die Nanduriaten wieder mit einigen Freunden ums Lagerfeuer versammelt und Geschichten erzählt. Als Ergebnis präsentieren wir die dritte Ausgabe der Lagerfeuergeschichten.
Die Erzählungen stammen diesmal von den Nanduriaten Josch, Vibarts Voice und Curima sowie unseren Gastautoren Judith und Christian Vogt und Mike Krzywik-Groß, bei denen wir uns für das Beisteuern der Geschichten herzlich bedanken.
Lagerfeuergeschichten III enthält die Erzählungen
- Vier (von Josch G. Kenert)
- Der alte Mann und die Blume (von Mike Krzywik-Groß)
- Der Niedergang oder: Echte Helden (von Josch G. Kenert und Vibarts Voice)
- Fünfzig Schattierungen von Dunkel (von Christian und Judith C. Vogt)
- Der Wind und die Wölfin (von Lena Richter)
Wir wünschen allen Lesern viel Vergnügen!
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Die dritte Ausgabe der „Lagerfeuergeschichten“ ist da…
„Vier“ erschließt sich mir, wie der Großteil der maraskanischen Erzählungen, nicht ganz^^, aber dafür erscheint es mir sehr aventurisch;
„Der alte Mann und die Blume“ dagegen ist eine zwar witzig angehauchte, im Endeffekt aber tragische Geschichte, bei der leider eine Menge Fragen offen bleiben.
„Der Niedergang oder: Echte Helden“ besteht aus sehr viel Klamauk und hat ein bereits bekanntes Thema, ist aber dennoch interessant beschrieben und hat innovative Details (auf die Idee, einen Grafentitel an einen Goblin zu verleihen, muss man erstmal kommen).
„50 Schattierungen von Dunkel“ handelt von einer (weiteren) Liebschaft des Dunklen Fürsten, die aber nur wenig mit dem bekannten Roman zu tun hat, auf den der Titel anspielt. Inhaltlich geschieht leider wenig Neues, aber gegen Ende zeichnet sich mit dem Eintreffen einer dritten Partei eine grundlegende Änderung ab, so dass ich gespannt auf den nächsten Teil bin.
„Der Wind und die Wölfin“ dagegen beschreibt sehr stimmungsvoll das Verhältnis einer Nivesensippe zu der Gemeinschaft eines Dorfes, in dem die Nomaden jedes Jahr Station machen.
Insgesamt handelt es sich bei den Geschichten vor allem um Tragödien, die trotzdem mehr oder weniger humorvoll geschrieben sind.
Gibt es eigentlich eine Art „Thema“ in jeder Ausgabe, oder schreibt jede/r das, was die Muse ihm/ihr eingibt?
Ganz vielen Dank für die Kommentare !
Nein, es gibt kein festes Thema, eigentlich versuchen wir eher, nicht alle zu demselben zu schreiben. Manchmal klappt es, manchmal eher nicht. Die Idee, als verbindendes Element diesmal Tragikomik zu sehen, ist mir bis hierhin noch gar nicht gekommen und sofern eine überraschende Erkenntnis 🙂
Jetzt bin ich aber noch mal gespannt: Was ist denn Deiner Ansicht nach das bereits bekannte Thema bei „Echte Helden“ ? Der Kampf von Helden gegen Schwarzmagier im Turm? (Das würde ich ja nur ungern als eigentliches Thema bezeichnen).
Ich hab jetzt nicht auf Teufel komm raus nach einem übergeordneten Thema gesucht, aber keine der Geschichten hat mit den Worten „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende…“ aufgehört. ^^
Stattdessen geht es fast durchweg um Tod, verlorene Liebe und Verlust, was vielleicht ein erster Anflug von Herbstmelancholie ist.
„Echte Helden“ beschreibt ja die Aktionen einer Heldengruppe, wie sie das Klischee diktiert bzw. wie die Spieler sie gerne durchführen, weil sie glauben, dass es cool ist – ohne darauf zu achten, ob ihre Taten auch Sinn machen. Das Ganze wird damit zu einer Art Parodie, ähnlich zu „The Gamers“. Dies ist ein Aspekt des „bekannten Themas“, wie ich es ausgedrückt habe.
Ebenfalls im Gedächtnis geblieben sind mir die Gedankengänge des Schwarzmagiers, und ich nehme an, dass für Dich diese Überlegungen im Fokus stehen? Wenn ja – den Schurken als eigentliche Hauptperson zu nehmen hab ich in ein paar Kurzgeschichten (ich glaube, bei Orkenspalter) auch schon gelesen, etwa, wenn ein Drache über einen dahergelaufenen Drachentöter schimpft.
Damit ist diese Schreibweise natürlich keineswegs ausgelutscht o.ä., aber (zumindest für mich) auch nicht zu 100% neu und deshalb wiederrum „ein bekanntes Thema“. 🙂
Aber vielleicht bin ich da auch ein wenig zu engstirnig, seht es mir nach.^^
Stimmt, ein klassisches happy end gibt es in keiner der Erzählungen (wobei nach meinem Verständnis aber mindestens zwei Teile von „Vier“ versöhnlich enden). Ich wollte ja Curima überreden, ihre Geschichte in Glück und Harmonie enden zu lassen, aber da war der Widerstand der Autorin zu groß. Für’s nächste Mal werden wir auf jeden Fall eine(n) von uns zwangsverpflichten, etwas zu schreiben, das die Seele streichelt.
Was „Echte Helden“ angeht: Für mich (für Coautoren sollte man nie ohne deren Genehmigung sprechen) stehen bei dieser Geschichte beide Gruppen gleichermaßen im Vordergrund, und Ziel war für mich auch nicht eine bloße Umkehrung der Klischees à la „guter und schlauer Schwarzmagier vs. dämliche Aggroheldentruppe“. Wichtiger für mich war die Gegenüberstellung von „altem DSA“ und dessen Klischees auf der einen Seite und „modernem“ Rollenspiel und dessen Exzessen auf der anderen Seite. Unsere Heldengruppe steht dabei für mich für die Art von Rollenspiel, die ich mit meinen ersten Gruppen in den düsteren DSA2 Anfängen betrieben habe, und wo der selbstverschuldete party-wipeout an der Tagesordnung war. Unser Schurke hingegen übererfüllt das Klischee des modernen Schwarzmagiers, der nicht mehr einfach nur böse ist, wie in den guten alten Zeiten, sondern der besonnen und reflektiert ist, eine schwere Kindheit hatte und zudem mit einer zumindest halbwegs nachvollziehbaren Agenda ausgestattet wurde. Selbst wenn der sympathischer rüberkommen sollte als das plündernde Alveranskommando, ist die Geschichte für mich auch eine Hommage an das naive und klischeebeladene Rollenspiel der alten Schule. Und ich hoffe, dass die Erzählung, wenn sie denn witzig wirkt, dies nicht nur durch Klamaukeffekte, sondern auch durch die Zusammenführung eigentlich nicht zusammenpassender Elemente erreicht.
Ach ja: Der heimliche und einzig echte Held der Erzählung ist natürlich Graf Kritznack, die gute Seele des Hauses.
Tja, Josch, da darfst du tatsächlich zweimal auch für mich sprechen, denn du hast Recht, Bruderschwester. Aber ich ergänze einfach noch mal ein paar Gedanken:
Natürlich ist das Umdrehen der Perspektive, den Bösewicht sympathisch zu machen, absolut nichts Neues. Ich kenne da Wurzeln, die mindestens bis „Goldfinger“ (1965) zurückreichen, und wahrscheinlich hatte der Parodist diese Idee auch von irgendwo her adaptiert.
Mir ging es aber auch nie darum, etwas Originelles zu schreiben, denn irgendwie besteht für mich das Fantasy-Genre im Großen und Ganzen aus Klischees, Analogien, Epigonen und immer wieder bemühten Mustern, eine Tendenz, die es sicher nicht als Alleinstellungsmerkmal trägt, sondern mit vielen Sparten der sogenannten Trivialliteratur teilt. Anders gesagt: Einen wirklich originellen Text, würde ich auf einer ganz anderen Plattform versuchen darzureichen, wie im DSA-Segment. Mögen die Paladine der modernen Fantasyliteratur einen Schildwall gegen diese Ansicht bilden.
Mir ging es tatsächlich – und vielleicht Josch ja auch, dann wären wir zwei – vor allem auch um guten Klamauk, ob uns das gelungen ist, mögen andere beurteilen. Das moderne, supergraue Rollenspiel mit seiner finster-verkniffenen Miene darf ruhig auch mal verarscht werden. Ist schließlich ein Grundrecht.
Damit ist der Text natürlich nicht anspruchsvoll – streng genommen, ist der Text nicht mal gut. Will er aber gar nicht sein. Sondern unterhalten.
Wenn er das erreicht bin ich zufrieden und Graf Kritznak und der arme Salvestro sind damit für eine gute Sache gestorben.
Ansonsten soll das aber keine Verteidigungsrede des Autoren gegen dich sein, Siebenstreich! Obwohl es immer darauf hinaus läuft. Viel mehr möchte ich hier meiner Freude Ausdruck geben, dass wir offensichtlich immerhin einen Leser hatten (bis zum Schluss)! Und das ist wahrscheinlich mehr, als ich mit dem Versuch eines originellen Textes erreicht hätte.
Danke.
Ach ja: Eine Verteidigungsrede wollte ich auch nicht halten, sondern nur ein wenig erläutern, was wir uns bei dem Unfug gedacht hatten.
Da habt ihr ja eine ganze Menge geschrieben. Zu einzelnen Sachen will ich einen kurzen Kommentar loswerden. Der Übersicht halber hab ich es mal nummeriert:
1) Achwas, Verteidigungsrede. Ich bin froh, dass ich mit den Autoren (also euch) über den Text reden kann. Im Deutschunterricht der Oberstufe habe ich es immer gehasst, wenn in der Literaturhilfe steht: „Die Schaukel von Effi Briest zeigt, dass sie ein Kind der Lüfte ist“, und das dann einfach das Nonplusultra ist. Keine weitere Diskussion. Für mich war das einfach nur eine dämliche Schaukel (und das ganze Buch einfach dämlich). Aber leider kann niemand den Verfasser des Textes fragen, was denn nun richtig ist.
2) Was? Du willst sagen, dass Nandurion keine geeignete Plattform ist, um tiefgreifende Texte zu veröffentlichen? Damit habt ihr einen Leser weniger…
Natürlich sind 99% der Fantasybücher nach dem gleichen Schema aufgebaut: es gibt nen Guten, und nen Bösen. Die Details variieren dann. Aber niemand liest ja wirklich eine Helden-Geschichte, weil er wissen, OB die Guten gewinnen, sondern WIE.
3) Die Heldengruppe, die in bester „Munchkin“-Manie mordend, plündernd und brandschatzend durch das Verlies zieht, ist zwar auf Anhieb als klassisch zu erkennen (insbesondere mit den Stereotypen Krieger, Elf, Zwerg), aber die verführerische Hexe und die maraskanische Meuchlerin gab es bei DSA2 noch nicht, deswegen hab ich das nicht eindeutig erkannt.
4) Es muss nicht immer ein Happy End geben – das tragische Finale von Curima zum Schluss hat auf jeden Fall ein leicht melancholisches Gefühl erzeugt, und das ist durchaus passend gewesen.
5) Ich glaube, mein Problem mit dem „bekannten Thema“ ist, dass ich erst kürzlich ein, zwei ähnliche Geschichten gelesen habe und die halt noch ganz frisch in meiner Erinnerung sind – im Gegensatz zu „Goldfinger“.^^
Aber es ist ja eh immer leichter, etwas zu benennen, was einem nicht passt, als das, was einem gefällt.
6) Den Dank, lieber Vibarts Voice, brauch ich nicht. ^^
Ich lese gerne und ich kritisiere gerne. 😉
Mich hat es aber auch gewundert, dass niemand sonst seinen Senf dazugeben wollte, daher hab ich gedacht, dass ich einfach mal den Anfang mache.
Die Hexe als Heldentyp gab es schon laut „Die Magie des Schwarzen Auges“, und sie als jung, rothaarig und verführerisch zu spielen, war m.E. auch damals schon klischeebeladen genug, um es auf jeden Fall zu machen. Die Meuchlerin als Spieltyp gab es natürlich noch nicht, das wäre am ehesten eine DSA 2-Streunerin. Aber wenn mich nicht alles täuscht, gab es damals schon in den offiziellen Publikationen verstreute Hinweise, die bis zu Witzkos vierfach geheiligter Intervention ein Bild von Maraskan als DSA-Japan suggerierten, an das unser weiblicher DSA-Ninja in der Geschichte anschließt.
P.S. Der Munckin-Vergleich ist ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Im Gegensatz zur typischen Munchkin-Gruppe ist unsere Gruppe nicht auf „Erstich Deine Kumpels“ aus – das ist eher Kollateralschaden 🙂
Also in meinem Aventurien gab es Ninja-Meuchler schon seit DSA 1 :).
Pictures or it didn’t happen: http://rezensionen.nandurion.de/files/2012/11/Urknall_Adventskalender2012_neue_Helden_Vorwort.jpg
@Siebenstreich: Noch ein etwas verspäteter Kommentar von mir, da ich im Urlaub war:
Vielen Dank für deine Kommentare und Anmerkungen 🙂 . Es freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat (das schließe ich jetzt mal aus „sehr stimmungsvoll“ *g*). Und dass am Ende melancholische Stimmung aufkommt, freut mich auch – genau das war das Ziel, was ich erreichen wollte 🙂
(Und ja, Josch und Vibart hätten lieber ein Happy End gehabt, aber nix da :p)