Leubert Traubenwein an Yasserio Radomer…
Teuerster kulinarischer Freund,
wie sehr haben Deine wahrhaft famosen Khunchomer Pfefferplätzchen mein Herz erfreut, deren Rezept Du mir so großzügig überantwortetest. Um mich dafür zumindest ein wenig erkenntlich zu zeigen, möchte ich Dir heute von einem interessanten Erlebnis berichten, das mir im letzten Hesindemond auf meiner Reise in die Eherne Stadt Angbar widerfuhr.
Weit bekannt ist, dass dort das kleine Volk und die Menschen seit langer Zeit in mehr oder weniger stabiler Harmonie miteinander leben und auch hinsichtlich ihrer Ess- und Trinkgewohnheiten in regem Austausch stehen. Ein aufregendes Produkt dieser Verbrüderung der Völker konnte ich bei meinem Besuch bei meinem guten Freund, dem Archivarius Famanetthof begutachten, bei dem ich während meines letzten Studienaufenthalts erneut zu Gast weilte.
Es war der Abend des 2. Praiostages, und Meister Famanetthof hatte befreundete Zuckerbäcker, Brauer und Brenner zu sich eingeladen, viele von ihnen zwergischer Herkunft. Eine besondere Spezialität, so hieß es, stünde heute auf dem Plan, und Du kannst Dir sicherlich denken, wie sehr meine Neugierde geweckt wurde, als gleich zu Beginn des Abends drei Flaschen vom feinsten Almadaner Roten entkorkt wurden.
Aber denke Dir dann meine Überraschung, ja mein Entsetzen, als einer der Zwerge deren Inhalt in einen großen Topf kippte und diesen auf dem Feuer erhitzte. Erhitzen! Den guten Almadaner! Und damit nicht genug, der Angroscho gab nun auch noch verschiedene Zutaten in das leicht köchelnde Getränk, als da wären: eine in Scheiben geschnittene Arange, den Saft einer liebfeldischen Zitron, den Saft von sechs Arangen (etwa zwei und ein halbes Maß, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht), eine Stange bestes Benbukkel-Zimtgewürz, sechs Gewürznelken sowie vier Phexanis.
Diesen Sud ließ man nun längere Zeit auf kleinerer Flamme köcheln, derweil unsere kleinen Gäste eine geschützte Feuerstelle auf dem schweren Eichentisch errichteten und über dieser einen prächtigen und mit zahlreichen ingerimm- und rahjagefälligen Bildern verzierten Kessel positionierten, in welchen sie das dampfende Getränk füllten.
Zu welchem Behufe, wirst Du Dich sicher fragen, so wie ich mich gewundert habe. Des Rätsels Lösung lag in einer gusseisernen und mit Löchern versehenen Zange, welche quer liegend an der freien Topfoberfläche verkantet wurde, so dass ein echter Vinsalter Zuckerhut auf ihr platziert werden konnte, der danach mit hochprozentigem und exquisitem Südmeerrum der Marke „Capitano Fontanaya“ mehr als großzügig getränkt wurde. So langsam dämmerte mir, was es mit diesem rätselhaften Trunk auf sich haben mochte, und just in diesem Moment wurde der rumdurchnässte Zuckerhut auch schon unter allgemeinem Lobpreis an Väterchen Angrosch in Flammen gesetzt, indem mit einem Kienspan entzündeter Rum aus einer eisernen Kelle auf die Zange gegossen wurde. Wie dort die blauen Flammen züngelten und emporjauchzten, es war eine reine Freude! Der Zucker begann zu schmelzen und durch die Löcher in der Zange in den Topf zu fließen, wo er sich mit dem erwärmten Gewürzwein vermischte. Hierfür wurde auch noch einiges Male Rum auf die Zange nachgeschüttet – ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, können die Flammen sich doch bis zur Hand des Zeremonienmeisters emporräkeln – und am Ende wurde die glühend heiße Zange mit in den Topf gelegt, auf dass sich alle Süßigkeit von ihr ablösen mochte. Noch einige Male umgerührt, und fertig war der herrliche Trank, von dem ich sagen muss, dass er meine kühnsten Erwartungen übertraf. Würzig und süß, sauer, doch herzhaft, deftig, doch mild im Geschmack und herrlich wärmend im Abgang. Und wie er erst die Stimmung hebt! Du kannst Dir nicht ausmalen, mein lieber Yasserio, wie es nach einigen Runden dieses Getränks in unserem illustren Kreis zuging. Da wurde gejohlt, gesungen, man lag sich in den Armen und schwor sich ewige Freundschaft. Was für ein herrlicher Abend!
Aber frage nicht nach dem nächsten Morgen. Ich bin fürwahr kein Kostverächter, wenn es um die Alkoholica geht – der heilige Valpo sei mein Zeuge! Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals einen derartigen Werwolf gehabt zu haben. Wenn Du also – wozu ich Dir sehr ermuntern möchte – den Wunsch verspürst, auch Deine Gäste einmal mit des Väterchens Flammentrunk zu beglücken, rate ich Dir sehr zur Mäßigung, auch wenn dies im Angesicht der feurigen Zange und umnebelt von den magischen Düften, die von diesem rätselhaften Getränk ausgehen, einiges an Willenskraft erfordert.
Nicht nur hierbei wünsche ich Dir bestes Gelingen und freue mich, schon bald von Dir und Deinen neuesten Kreationen zu hören!.
Travia, Ingerimm und Rahja mit Dir,
Dein Leubert
… und die irdische Übertragung
Ihr habt es bestimmt schon erraten – Väterchens Flammentrunk ist nichts anderes als die legendäre Feuerzangenbowle. Um diese für etwa 8 Personen anzurühren (so dass jeder etwa zwei kleine Gläser bekommt), benötigt ihr:
- 2 Liter trockenen Rotwein
- 500 ml Orangensaft (am besten frisch gepresst)
- 1 Orange (unbehandelt)
- 1 Zitrone (unbehandelt)
- 1 Zimtstange
- 6 Gewürznelken
- 4 Sternanis
- 1 Zuckerhut
- 350 ml Rum mit mindestens 54% Alkoholgehalt (ansonsten brennt der nicht)
- 1 Feuerzangenbowlenset (leicht im Limbus und anderswo zu erwerben ab ung. 30 €).
Und so geht’s:
Die Orange in Scheiben schneiden und die Zitrone auspressen. Wer möchte, kann die Zitrone vorher noch schälen und die Schale später zum Verzieren der Tassen verwenden.
Den Rotwein in einem Topf erhitzen, aber nicht (!) kochen, derweil den gesamten Fruchtsaft sieben und hinzugießen. Die Gewürze hinzugeben und das ganze in der heißen Flüssigkeit für einige Minuten ziehen lassen.
Die Weinmischung in den Bowle-Topf umgießen und diesen auf ein Stövchen stellen (oder anderweitig durch eine Feuerquelle von unten warmhalten). Nun die Orangenscheiben hinzugeben und die Feuerzange mit dem Zuckerhut über den Bowle-Topf legen. Den Zuckerhut mit reichlichen Rum beträufeln (den man idealerweise vorher auch etwas vorwärmt).
Ein wenig Rum in einer Kelle entzünden (am besten mit einem langen Streichholz) und den brennenden Rum dann vorsichtig auf den Zuckerhut gießen. Dann vorsichtig weiteren Rum aus der Kelle über den Zuckerhut gießen (wichtig: die Rumflasche selbst nie direkt an die offene Flamme halten!). Vor dem Servieren dann kräftig umrühren – und nicht zu viel von dem Gesöff trinken, das Zeug macht nämlich einen wahrhaft niederhöllischen Schädel.
„Und so geht’s: “ Hier wird zwar nicht gekocht – zumindest nciht im engeren Sinne, doch gezeigt, wie ein Rezept in einer Culinaria Aventurica aufbereitet und präsentiert werden sollte !
Und nach den Einblicken ist das Rezept wohl auch eines der wenig richtigen an dieser Stelle.
Danke
Jonathan
Vielen Dank für das Lob! Nicht vergessen werden sollte allerdings, dass dieses Rezept und unsere Keksrezepte der letzten Jahre ebenfalls keine genuin aventurischen Rezepte sind, sondern lediglich ver-aventurisierte Versionen bekannter irdischer Rezepte – wenn auch mit etwas Ingame-Text drumherum.